Milben was tun?

Blutmilbe Fotoquelle: BioVet

Vorwort

Auch uns ist aufgefallen dass in letzter Zeit sehr häufig von Milbenbefall in den Beständen verschiedener Terrarianern zu lesen ist. Dementsprechend dachten wir uns, wir bieten eine Infoseite bezüglich der Vorbeugung, sowie der Behandlung der lästigen Biester an.
Fakt ist, keiner ist zu 100% sicher vor den Blutmilben. Allein schon wenn man auf einer Börse ist, ist man der Gefahr ausgesetzt, sich welche einzuschleppen. Selbst der Topzüchter kann Pech haben, wenn sein Stand am selben Tisch ist wie ein „Verseuchter“ Aussteller. Die Krabbeltierchen wandern nämlich ganz ungeniert rum.
Lasst euch sagen, es ist keine Schande wenn man mal einen Milbenbefall zu beklagen hat. Es ist jedoch ungemein Wichtig zu wissen wie man vorgehen muss und wie man diesem in Zukunft vorbeugen kann.
Wir hoffen euch mit diesem Info Text helfen zu können.

Was sind Blutmilben?

Blutmilben sind eierlegende, zeckenartige, kleine Krabbeltiere, die vom Blut der Reptilien leben. Sie sind so winzig dass sie mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen sind.

Wie erkennt man die Blutmilben?

Viele schieben direkt Panik sobald sie irgendwelche Krabbeltiere im Terrarium sichten. Fakt ist aber, die meisten sind völlig ungefährlich und harmlos, einige sogar ganz nützlich; zB weiße Asseln oder Springschwänze. Die Blutmilben sind ganz winzige kleine schwarze Punkte. Sind sie vollgesogen, sehen sie aus wie wandernde Stecknadelköpfe. Möchte man die Tiere prophylaktisch auf Milben untersuchen, oder ist einem etwas aufgefallen, sollte man das Tier aus dem Terrarium holen und es inspizieren.

  • Die Milben halten sich am häufigsten unterm Kinn auf (Bei den Schlangen ist dort eine Hautfalte, die man mit dem Finger sanft auseinanderziehen kann.) dort zwischen den Schuppen sitzen die meisten Milben.
  • Ausserdem sammeln sich die Biester gerne IN den Augenhöhlen. Sieht das Tier aus als wären die Augen eingefallen oder stark umrandet, ist es ein nahezu sicheres Indiz für Milbenbefall.
  • desweiteren legen sich Befallene Reptilien gerne ins Wasser, dort ertrinken die Milben und ausserdem scheint es den Juckreiz zu lindern. Dazu eignen sich zur Früherkennung am besten weiße Wasserschalen.
  • Ist der Befall schon sehr fortgeschritten, sieht man die Stecknadelköpfe auch auf den Tieren umherwandern.

Trifft einer oder gar mehrere der genannten Punkte zu, besteht dringender Handlungsbedarf! Seid ihr euch immernoch nicht sicher, stellt das Tier einem Tierarzt vor!

Bezugsquelle der Tiere

Es hört sich sehr verallgemeinert an, und bestimmt ist es nicht überall der Fall, aber die Mehrzahl der Zoofachgeschäfte ist einfach mit irgendwelchen Krankheiten oder Parasiten, darunter öfter auch Milben, befallen. Das liegt möglicherweise an der hohen Frequentierung, denn wo viele Menschen zusammenkommen, kommt eben auch viel zusammen. Selbiges gilt bei Börsen (Bild links). Es ist wie gesagt nicht immer der Züchter oder Vorbesitzer der Tiere Schuld, wenn man sich mit den Tieren Milben einschleppt. Es reicht ja wenn eine Person mit Vermilbten Bestand am selben Tisch ausstellt.

Desweiteren sind „gerettete“ Tiere oder „Schnäppchen“ immer mit Vorsicht zu behandeln. Man sieht den Tieren anfangs selten etwas an. Daher ist zu Beginn einfach immer vom Schlimmsten auszugehen.Die tiere gelten quasi solange als „infiziert“ bis es bewiesen ist dass sie es nicht sind. Allein schon um Milben sicher ausschliessen zu können ist von einer Quarantänezeit von MINDESTENS 3 Wochen auszugehen.

Fakten über Milben

Lebensdauer: 10-32 Tage

Größe: 0,5mm

Eiablage: 10-25 Eier pro Wurf / 60-80 Eier pro Leben

Geschwindigkeit: 1,5 bis 1,8 m/h

Blutmilbe Foto: Kalle Berglof, Schweden
Blutmilbe Foto: Kalle Berglof, Schweden
Blutmilbe Foto: jurassik-var.skyrock.com

Wie gehe ich bei einem Milbenbefall vor?

Zu allererst müssen die Befallenen Tiere aus ihrem Terrarium genommen werden, denn die meisten Milben halten sich im Bodengrund, den Fugen und sonstiger Ausstattung auf. Das Tier sofort baden. Am besten eignet sich eine Faunabox die soweit mit warmen Wasser gefüllt ist, dass der Komplette Körper bedeckt ist. Wichtig ist dass die Tiere nicht ertrinken können. Also bitte aufpassen! Das Tier sollte ungefähr 20min „Baden“. Es empfiehlt sich das Tier, oder die Tiere in Einzelquarantäne zu setzen. Am besten in eine adäquate Box oder ein Glasterrarium. Diese sind einfacher zu reinigen. Anschliessend geht man mit diversen Hilfsmitteln vor. Es ist von Nöten ALLES Milbenfrei zu bekommen. Es sind ausserdem immer mehrere Behandlungen notwendig, in einem Abstand von 3-4 Tagen über ca 2 Wochen.

Was mache ich mit der Inneneinrichtung?

Die Blutmilben nisten sich nunmal in jeder Ritze des Terrariums ein und wandern sogar ab! Daher sollte man unbedingt das Terrarium sowie die Einrichtung mitbehandeln. Es hilft ganz gut die Dinge, die große Hitze aushalten, im Backofen abzubacken. 15 minuten bei 200grad dürften ausreichen um die Milben und die Eier abzutöten. Bitte kein Plastik! Aber zb Korkröhren und Höhlen, Keramikschalen, Erde usw… Das Gefrierfach ist übrigens KEINE Lösung!

Raubmilben

Es gibt Halter, die Raubmilben auch Prophylaktisch in den Terrarien verteilen, um quasi jeden Ausbruch zu verhindern. Wir persönlich halten das jedoch für unsinnig, denn sollten keine Blutmilben vorhanden sein, sterben die Raubmilben auch bloß ab ohne irgendwie nützlich gewesen zu sein.

Biologische Hilfsmittel

Öl
Als sehr umstrittene erste Hilfe Maßnahme, kann man dem befallenn Tier ein zweites Bad verpassen. Diesmal mit einem Schuss Speiseöl. So dass erst ein normales Bad und DANN erst das mit Speiseöl (Oliven- Raps- oder Sonnenblumenöl ist eigentlich egal) gemacht wird. Es sollte soviel Öl drin sein, dass eine Geschlossene Schicht auf dem Wasser gebildet wird.
Das bewirkt dass auch wenn das Tier aus dem Bad genommen wird, die Milben unter der Ölschicht ersticken. Dem Ölbad wird aber nachgesagt, dass es eine schlechte Häutung nach sich zieht. Die Behandlung mit Öl ist übrigens AUSSCHLIESSLICH fürs Tier gedacht und eignet sich NICHT für die Einrichtung!

Raubmilben
Die wohl ökologischste Variante der Milbenbekämpfung. Kolonien von Raubmilben werden mit kleinen Nestern im Terrarium ausgelegt. Die kleinen Räuber ziehen dann los und fressen die Blutmilben auf. Zu Anfang sieht es erst aus als würde der Milbenbefall schlimmer werden. Das liegt aber daran, dass die Raubmilben die Blutmilben quasi aus ihren Verstecken scheuchen und das wahre Ausmaß zum Vorschein kommt.
Bei der Anwendnung von Raubmilben kann man übrigens sämtliche Einrichtung im Terrarium belassen.

Schlusswort

Es ist uns wichtig zu sagen, dass wenn ihr euch nur im geringsten unsicher seid, solltet ihr einen Tierarzt aufsuchen. Dies ist eine reine Informationsseite, welche NICHT den Rat und die Hilfe eines Veterinärs ersetzen soll! Für Kritiken und Verbesserungsvorschläge sind wir immer offen! toi toi toi

 

P.S. Unten haben wir euch noch die verschiedenen Hilfsmittel aufgelistet und ihre Anwendung.

Chemische Hilfsmittel

Reptix-First-Aid
Dieses Mittel gibt es in nahezu jeder gut sortierten Zoohandlung.Es ist sehr Wirkungsvoll am Tier und im Terrarium!

Inhaltsstoffe:
Wasser, Quaternium-27, Isopropylalkohol, Cetearylalkohol, Natriumcetearylsulfat, PEG-50 Lanolin, hydrotisiertes Kollagen, Cetearyl-Ethylenhexanoat, Isopropyl Myristate, Phenoxyethanol, Methyldibromo Glutaronitrile, Salicylsäure, Natriumhydroxid, Zitronensäure

Anwendungsempfehlung:
Man sollte das Tier und das Terrarium sowie das Zubehör regelmäßig ordentlich einsprühen. Vergesst aber bitte nicht vor der Anwendung die Flasche gut zu schütteln um die abgesetzten Stoffe wieder gut durchzumischen.

Ardap
Ardap ist ein Kontaktgift und tötet sofort alle Arten von Insekten unmittelbar nach der Anwendung. Es besitzt laut Hersteller eine Langzeitwirkung von 6 Wochen. Problem dabei ist, dass bei falscher Anwendung auch Schlangen, Echsen und andere Reptilien sterben. WIR empfehlen es nicht da es schwer ist die richtige Dosis zu finden und es uns zu heftig.

Inhaltsstoffe:
Permethrin, Pyrethrine, Piperonylbutoxid

Frontline
Das Lieblingsmittel aller Tierärzte. Geht man wegen Milbenbefall zum Tierarzt, bekommt man zu 99% Frontline in die Hand gedrückt. Dabei handelt es sich um ein Kontakt-Antiparasitikum. Frontline ist ultimativ Giftig und sollte mit Vorsicht angewendet werden. Bitte fragt vor der Verwendung den Tierarzt, um eine Überdosierung auszuschließen. Vorallem junge und kleine Reptilien können schnell nach einer Behandlung mit Frontline einer Vergiftung erliegen. Das liegt wohl daran, dass Frontline ursprünglich für Hund und Katze entwickelt wurde.

Inhaltsstoffe:
Fipronil, Isopropanol, Copovidon, Aqua purificata

Anwendungsempfehlung:
Am besten funktioniert es wenn ihr euch einen Einmalhandschuhe anzieht und diese mit 2-3 Sprühstößen benetzt. Danach reibt ihr einmal die Handschuhe aneinander. Dann reibt ihr das Tier einmal leicht komplett damit ein. Passt aber bitte auf das ihr die Augen- und Maulpartie frei lasst und NICHT behandelt. Bitte lasst das Tier auch nicht an den Handschuhen lecken oder züngeln.

CleanKill®
Vom Hersteller wird dieses Mittel NICHT zur Anwendung bei Reptilien empfohlen! Dennoch hört man sehr viel Gutes darüber. Es ist sehr wirksam und bisher ist bei sachgemäßer Anwendung nichts negatives darüber zu berichten. Es kann ebenfalls sowohl am Tier, als auch im Terrarium angewendet werden. Wir selbst benutzen CleanKill® vorsorglich bei allen Neuzugängen. Bei Cleankill® handelt es sich um einen biologisch leicht abbaubaren Wirkstoff, der für Kaltblüter (Insekten) tödlich ist. Dabei hat Cleankill® eine Langzeitwirkung und verhindert ein erneutes ausbrechen der „Seuche“.

Inhaltsstoffe:
Permethrin, Emulgatoren, Wasser

Anwendungsempfehlung:
Ähnlich wie bei Frontline, mit dem Unterschied dass Cleankill® direkt auf das Tier gesprüht werden kann. Aber auch hier müsst ihr wieder darauf achten dass Augen, Mund und Nasenlöcher nicht damit in Kontakt kommen. Für die Behandlung des Terrarium muss man nur das Gröbste daraus entfernen. Wichtig ist dabei, dass aufjedenfall das Wasserbecken rausgenommen wird. Dann einfach munter drauf lossprühen. Es muss nichtmal viel sein. Danach kurz ausdünsten lassen bis der Geruch verflogen ist. Dann kann das Tier auch schonwieder zurück. Sicherheitshalber sollte man natürlich auch diese Behandlung mehrfach wiederholen. Cleankill® ist unsere persönliche Empfehlung.